Der Steinkauz als ursprünglicher Steppenbewohner wurde bei uns durch die Schaffung einer klein-bäuerlichen Kulturlandschaft schon vor vielen Jahrhunderten heimisch. Er benötigt offene Landschaften mit kleinräumigen Strukturen, wie sie bei uns traditionell vor allem durch Streuobstwiesen mit extensiv genutz-ten Wiesenbeständen gegeben sind. Durch den Verlust solcher Flächen wie auch die Vernachlässigung der Bewirtschaftung musste der Steinkauz in der Vergangenheit Lebensraum-verluste erdulden, was in der Folge zu starken Bestandsrückgängen führte. Im Stadtgebiet von Karlsruhe kommt der Steinkauz heutzutage noch vereinzelt in den Streuobstgebieten der Bergdörfer, aber auch in der Rheinebene vor.
Mit einer Größe von 21-24 cm ist der Steinkauz etwa amselgroß. Hervorstechendes Merkmal sind seine großen, gelben Augen mit weißen Augenbrauen, denen er seinen Spitznamen „Kobold“ verdankt. Sein braunes Federkleid mit den beigen Tupfen tarnt in hervorragend in den Obstbäumen.
Im Gegensatz zu manch anderen Eulen kann man den Steinkauz mit Glück auch tagsüber erspähen, denn er liebt das Sonnenbaden. Seine Hauptaktivitätsphase liegt jedoch in der Dämmerung und den Randstunden der Nächte. Der Ansitzjäger benötigt Flächen mit niedriger oder geringer Vegetation, um seine Beute nachstellen zu können. Kleinsäuger wie Mäuse stellen für ihn eine wichtige Nahrungsquelle dar, weswegen er früher auch von den Bauern geschätzt wurde. Daneben stehen aber auch Insekten, Regenwürmer, Reptilien und gesetzlich (kleinere) Vögel auf dem Speiseplan.
Sein Revier, das in der Regel zwischen 10 und 50ha groß ist, kennt der Steinkauz „wie seine Westentasche“. Er verbleibt in der Regel sein ganzes Leben lang in einem einmal eroberten Revier. Auch seinem Partner ist der Kauz treu. Von Februar bis April wird die Paarbindung jedes Jahr aufs Neue während der Frühjahrsbalz gestärkt. Speziell in dieser Zeit hört man auch den Gesang des Steinkauzes, der in der Literatur mit „guuhk“ umschrieben wird.
Zwischen April und Mai kommt es zur Eiablage. Die Eier werden vom Weibchen bebrütet, während sich das Männchen um die Nahrungsversorgung kümmert. Die Steinkäuze nutzen in ihrem Revier eine ganze Reihe von Plätzen als Rückzugsraum, als Beutedepot sowie zur Jungenaufzucht. In Streuobstwiesen handelt es sich dabei meist um Naturhöhlen in Bäumen.
Nach etwa einem Monat schlüpfen die Jungen, die ihrerseits frühestens mit ca. 24 Tagen ihre Bruthöhle verlassen. Man bezeichnet sie dann als Ästlinge, da sie noch nicht flugfähig sind und sich zunächst kletternd und springend im Baum fortbewegen. Ihre volle Flugfähigkeit erreichen die jungen Eulen etwa 40 Tage nach dem Schlupf. Sie werden noch bis maximal in den August von ihren Eltern versorgt, müssen sich dann aber ein eigenes Revier suchen, was sie in der Regel in räumlicher Nähe zu ihrem Geburtsort tun. Leicht haben es die jungen Käuze nicht – die Sterblichkeitsrate beträgt in ihrem ersten Lebensjahr ca. 70%.
Auch in Karlsruhe ist der Bestand in den letzten Jahrzehnten leider sehr zurück gegangen, hauptsächlich durch den Verlust geeigneter Lebensräume. Streuobstwiesen werden bebaut, existierende Bäume nicht mehr gepflegt oder gar gerodet, junge Bäume werden nicht mehr gepflanzt. Die Wiesen unterhalb der Bäume werden entweder gar nicht mehr genutzt und beginnen zu verbuschen, oder sie werden sehr intensiv als Mähwiesen genutzt.
Das Steinkauzprojekt in Karlsruhe ist in den Karlsruher Bergdörfern aktiv. Wie auch der NABU Bundesverband setzen wir uns hier engagiert für den Schutz der Streuobstwiesen ein. Beim Wegfall von geeigneten natürlichen Nistplätzen unterstützen wir Steinkauz (hoffentlich vorrübergehend) durch das Anbringen von künstlichen Nisthilfen, weswegen wir bisher in den Bergdörfern über 40 Steinkauzkästen montiert haben und diese auch regelmäßig kontrollieren.
Selbstgebauter Nistkasten Beringter Jungkauz
Um Habitatpflegemaßnahmen und auch das Anbringen von Nisthilfen zielgerichtet durchführen zu können, ist ein tieferes Verständnis der Steinkauzpopulation unerlässlich. Deswegen verbringen wir einen Großteil unserer Zeit im Feld, vorwiegend während der Dämmerung oder auch nachts, um die Käuze aufzuspüren und um ihre Entwicklung über die Jahre zu verfolgen.
Daneben betreiben wir auch Öffentlichkeitsarbeit, um für das Anliegen der Käuze zu werben und stehen mit den Umweltbehörden in Kontakt.
Für die oben beschriebenen Tätigkeiten suchen wir noch Leute, die ausreichend Zeit und Lust haben sich regelmäßig und dauerhaft in den Steinkauzschutz einzubringen. Da sich das Projekt derzeit auf die Karlsruher Bergdörfer konzentriert, ist es von Vorteil, wenn die Interessenten auch in dieser Gegend wohnhaft sind, da man doch häufig und vielfach erst zu später Stunde unterwegs ist.
Bitte melden Sie sich bei Interesse bei Ralf Assmann ralf.assmann@googlemail.com.
Text + Bilder: Ralf Assmann