WILDWIESE im Stadtgrün Karlsruhe – seit 2019

Ein Projekt zum Nachahmen...

Vor der Übernahme der Pflege für das 500 qm Wiesenstück im Stadtteil Rintheim  im Jahre 2019 wurde das Gras noch gleichmäßig vom Gartenbauamt gemäht. (siehe Bild 1). Inzwischen bietet sich ein völlig anderes (Bild 2).

Weiße Dolden wiegen sich im Wind und sind gespickt mit Maskenbienen und Silbermundwespen, mit Kegelbienen und Bläulingen, mit Glänzendem Blütenprachtkäfer und Waffenfliegen:

 

Bislang sieben Arten von Schwebfliegen, dazu Flor- und Raubfliegen, Hummeln und Zünsler, Marien- und Bienenkäfer tummeln sich vor allem in den Sommermonaten rund um Wilde Möhre, Karde, Weiße Lichtnelke, Klappertopf und viele andere mehr.

Hunderte Wiesenbewohner brauchen weder Kahlschnitt noch Häckselmäher zu fürchten, denn gemäht wird hier nicht mit Kreiselmähern, sondern mit Handsense und Balkenmäher.

Rund ums Jahr sind verschiedene Blüten im Angebot. "Insektenkeller“ wurden gegraben, um frostfreien Überwinterungsplatz zu schaffen. Gemäht wird nie alles gleichzeitig, sondern mal hier mal da, weil es neben offenen Bodenstellen auch immer Versteck und Nahrung für Insekten geben soll – speziell für die Larven der Insekten. Es gibt Totholzhaufen mit frischem sowie gealtertem Holz, weil z.B. Käfer in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien unter-schiedliche Verrottungsgrade des Holzes bevorzugen.

Nach dem Mähen wird der Schnitt nach wenigen Tagen abgeräumt, um für die lichtabhängige Keimung von vielen Kräutern genug Sonnenlicht an den Boden zu lassen und um Nährstoffe aus dem Boden herauszunehmen, damit sich mehr Pflanzenarten ansiedeln können.

Von Beginn an fotografiere ich die Bewohner der Wiese und dokumentiere so die Entwicklung, die sich seit meiner Übernahme der städtischen Wiese im Mai 2019 ergibt. Immer wieder faszinierend und herausfordernd ist die Bestimmung der Insekten, von denen ich als passionierter Vogelbeobachter und NABU-Mitglied nur wenig wusste und immer noch wenig weiß.

 

Die heute 500 qm für den Insektenschutz sehe ich als einen Anfang. Geplant ist - in Absprache mit Gartenbauamt und hoffentlich bald Unterstützung von z.B. Uni, von Vereinen, von Umweltamt und natürlich NABU - Biotope in geringem Abstand in der ganzen Stadt zu schaffen. Es geht um Erhalt und um Wiederansiedlung heimischer Wildtiere und –pflanzen, für die in unseren Städten wahrhafte Paradiese entstehen könnten.

Inspiriert haben mich meine Erinnerungen an "früher": Bis vor ca 30 Jahren waren mit Krabblern und Faltern übersäte Blüten häufig zu sehen, eine wegbegleitende Selbstverständlichkeit auf den meisten meiner Wanderungen. Ebenso endloses Zirpen, Brummen und Flattern in Wald, Feld und Garten. Und es ist so einfach, daran anzuknüpfen! Das Leben um uns herum wartet nur auf Platz, auf Vielfalt an Böden, an Sturkturen, an giftfreien Blüten, an sonnigen oder heimeligen Räumen. Leben beginnt überzuquellen, woimmer der Mensch hinschaut, wo er erlebt und dann mit seinem Tun das Gewimmel der kleinen Mitbewohner einlädt.

 

Die Wildwiese kann im ganzen Jahr besucht und genossen werden. Natürlich bietet sie die meisten Überraschungen und Abenteuer, wenn es frühlingshaft oder sommerlich warm ist. Tagsüber bestimmen dann Grillenkonzerte die Atmosphäre, in manchen Nächten sind unzählige Nachtfalter unterwegs.

 

Adresse ist die Mannheimerstraße 98 ff, in 76131 Karlsruhe Rintheim

 

Im Frühjahr, Sommer und Herbst gibt es alle 6 bis 8 Wochen ein öffentliches Frühstück auf der Wiese, zu dem ich gerne einlade.

 

Das Gartenbauamt Karlsruhe ist dabei, eine Regelung für Patenschaften von Flächen im öffentlichen Grün zu schaffen - damit zukünftig Bürger ganz legal und offiziell Wiesen im Sinne des Artenschutzes pflegen können. Informationen dazu sind bei mir erhältlich.

 

 

Bei Fragen, und Anregungen – oder wenn Sie meinen Rundbrief erhalten möchten:

 

Daniel Wolff

lebensraum@wiesenwolff.de

oder Telefon 0176-83286250

 

 

Text und Fotos: Daniel Wolff