Eine Auenlandschaft wie die der Rheinauen ist Lebensraum unzähliger Arten. In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um die Fauna gehen, die dort auch reich vorhanden ist, sondern um vier besondere Pflanzen, die gewiss nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Was es mit ihnen auf sich hat, sei hier kurz beschrieben:
1) Aufrechte Schuppenwurz (Lathraea squamaria): fast chlorophyllfreie Schmarotzerpflanze, die oberirdisch einen etwa 10–30 cm hohen Spross ausbildet. Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes, bis zu 2 m und 5 kg schweres Rhizom aus, welches zudem kleine Saugorgane besitzt, mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt. Sie parasitiert vornehmlich an Haseln, Erlen, Pappeln, Weiden und Buchen.
2) Schwimmfarn (Salvinia natans) : ist in sommer-warmen Gebieten Eurasiens verbreitet, in Mitteleuropa tritt sie nur selten auf. In der Oberrheinebene kommt sie vor bei Karlsruhe bis Offenbach am Main. In der Roten Liste Deutschlands wird sie als stark gefährdet eingestuft. Sie bevorzugt warme, nährstoffreiche und am besten windgeschützte Gewässer und kann im Sommer eine dichte Schwimmpflanzendecke ausbilden.
3) Wassernuss (Trapa natans): kommt in gemäßigten und subtropischen Zonen Europas, Afrikas und Asiens vor. Die einjährige Wasserpflanze ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und steht seit 1987 unter Naturschutz. In Baden-Württemberg gibt es noch zwei Bestände in den Naturschutzgebieten Altrhein Kleiner Bodensee und Rußheimer Altrhein-Elisabethenwört. Die Frucht der Wassernuss ist essbar, muss jedoch erhitzt werden, um die Giftigkeit abzubauen. In archäologische Untersuchungen im Umfeld der oberschwäbischen Pfahlbauten etwa am Federsee hat man herausgefunden, dass sie eine wichtige Nahrungs- grundlage spätestens seit dem Neolithikum bildete.
2) Tausendgüldenkraut (Centaurium): In Deutschland stehen alle drei Tausendgüldenkraut-Arten gemäß Bundesartenschutzverordnung unter Naturschutz. Das Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) beherbergt die bittersten Stoffe, die die Pflanzenwelt zu bieten hat. Daher ist die Heilpflanze als Verdauungs-anreger in Kräuterschnäpsen so beliebt. Das Tausend-güldenkraut kam einer Legende nach so zu seinem Namen: Ein reicher Mann soll an einem wiederkehren-den Fieber gelitten haben. Er versprach demjenigen 1000 Gulden als Belohnung, dem es gelingen würde, ihn davon zu heilen. Ein armer Heilkundler brachte ihm daraufhin das Tausendgüldenkraut, das ihn schließlich
von seinem Leiden erlöste.
Und nun noch etwas Poesie zum Abschluss, denn es gibt sogar ein Gedicht über das Tausendgüldenkraut von Friedrich Rückert (1788-1866) :
Wenn das Tausendgüldenkraut
Offen blüht in Waldgehegen
Darf gewiss sein, wer es schaut,
Daß es hat bei Nacht gethaut
Und am Tage kommt kein Regen.
Als ein Tausendgüldenkraut
Blütest du an meinen Wegen
Und so lang ich dich geschaut,
War die Nacht nur lustbethaut,
Und der Tag hell ohne Regen.
Schönes Tausendgüldenkraut
Wie sich nun zusammenlegen
Deine Blätter seufz`ich laut;
Ach, die Nacht hat stark gethaut,
Und der ganze Tag ist Regen!
Bilder: Peter Müller