Archiv 2014

1. Lebensraum Kirchturm in Eggenstein erkundet  -  Feb. 2014

2. Neues Heim für die Turmfalken in Grünwettersbach

3. Exkursion Wagbachniederung -  4 .Mai 2014

4. Stunde der Gartenvögel - 11. Mai 2014

5. Exkursion Saalbachniederung -  1.6.2014

6. "Kirchenasyl" in Grünwettersbach  - Juni 2014

7. Uhus am Rheinhafen: Hafenfest ohne Feuerwerk - Juli 2014

8. Auszeichnung Lebensraum Kirchturm Ev. Kirche Grünwettersbach - Aug. 2014

9. Neues Uhuvorkommen im Karlsruher Rheinhafen - Aug. 2014

10. Birdwatch am 5.10.2014

11. Exkursion Michaelsberg 12.10.2014

12. Schüler bauten Schleiereulenkästen in Leopoldshafen - Dez. 2014


1. Lebensraum Kirchturm erkundet

Expedition in schwindelnden Höhen

Am Samstag, den 8. Februar, machte sich eine kleine Gruppe Interessierter auf den Weg in die Glockenstube des Kirchturms der Evangelischen Kirche in Eggenstein, um die beiden Brutkästen zu inspizieren, die dort seit vielen Jahren für Schleiereulen und Turmfalken als Mietwohnung dienen. Am 4. April wollen wir der Kirchengemeinde die Plakette und Urkunde „Lebensraum Kirchturm“ verleihen, deshalb trafen sich Vertreter der Kirchengemeinde und interessierte Mitglieder des NABU zu einer kleinen Erkundungstour.

Auf Höhe der Glocken angekommen, konnte der erste Kasten grundlegend gereinigt werden, da er - wie eine dort installierte Webcam schon seit längerem zeigte - leider nur von Tauben bewohnt wird. Mit Atemschutz und Handschuhen mussten die übel riechenden Überreste nach und nach entsorgt werden, nachdem wohl seit Jahren keine Reinigung mehr durchgeführt worden war. Nun könnten hier eigentlich wieder Turmfalken oder Eulen einziehen…

Den noch gefährlicheren Weg zum zweiten Nistkasten oberhalb der Glockenstube wagte aufgrund der senkrechten Leiter nur ein Teil der Gruppe – wer es nach oben schaffte, wurde mit einem kurzen Blick auf ein Schleiereulen-Paar belohnt! Beim Öffnen des Kastens flog eine Eule wie erwartet hinaus ins Freie, die andere flog ins Innere der Kirchturmspitze und wurde von Klaus Lechner (NABU) wieder fachmännisch in den Kasten gesetzt. Ausser dieser kleinen Inspektion wurde hier natürlich nichts weiter unternommen – wir kommen im Herbst wieder, um den Kasten sauber zu machen.

Der „Lebensraum Kirchturm" wird sicherlich auch in Zukunft von Schleiereulen und Turm- oder auch Wanderfalken genutzt werden. Bei dem freundlichen Empfang durch Pfarrer Christoph Lang und der Mithilfe auf dem Turm macht sogar die staubige und schmutzige Arbeit Spaß. Beim nächsten Mal hat er den Helferinnen und Helfern auch wieder Latte Macchiato und süße Stückchen versprochen!

 

Am Freitag, den 4. April 2014, um 18 Uhr erinnert die Kirchengemeinde in einer Feier mit Musik und Film an die vor 10 Jahren abgeschlossene Innenrenovierung ihrer. Bei dieser Gelegenheit werden wir ihren Einsatz für den "Lebensraum Kirchturm" mit Urkunde und Plakette auszeichnen.

Herzlichen Dank an Pfarrer Christoph Lang - er war nicht nur bei den Reinigungsarbeiten auf dem Turm mit dabei, er hat uns auch einen Bericht und den Fotos dazu zu Verfügung gestellt. Seinen Bericht und eine ganze Bilderserie können Sie auf der Webseite der Kirchengemeinde Eggenstein finden.


2. Neues Heim für die Turmfalken in Grünwettersbach

Nistkasten für die Turmfalken in der katholischen Kirche Grünwettersbach

Viele Jahre lang bot das Turmfalkenpaar im Turm der katholischen Kirche der Grünwettersbacher Bevölkerung und den Kirchenbesuchern ein beeindruckendes Schauspiel, wenn die Vögel mit lautem „gick – gick – gick“ von der Jagd auf Mäuse zurückkehrend den Nistkasten anflogen um ihre Jungen zu füttern. Das speziell für diese Vögel gebaute Nistgerät war vor mehr als 20 Jahren vom NABU-Artenschutzbeauftragten Uli Hofmann in Absprache mit Pfarrer Huber passgenau in eines der runden Schalllöcher im Glockenstuhl eingebaut worden. Seither haben regelmäßig Bruten stattgefunden und zahlreiche junge Falken sind ausgeflogen.

Im vergangenen Jahr allerdings mussten im Rahmen einer Renovierung auch die Schalllöcher aufwendig mit Glasscheiben versehen werden, da auch die Lautstärke der Kirchenglocken mittlerweile den Lärmschutzbestimmungen unterliegt. Zusätzlich wurde außen ein Netz über die Öffnungen gezogen, um den Tauben keinen Ansitz zu bieten. So wurde es auch notwendig, den Nistkasten auszubauen und – da er schon in die Jahre gekommen war – durch einen neuen zu ersetzen.

Walter Burchhardt, Mitglied der katholischen Kirchengemeinde St. Thomas, wandte sich deshalb an den uns. Die Örtlichkeiten wurden inspiziert, Bauweise und Maße festgelegt und der Auftrag für den Bau eines neuen Kastens erteilt. Eines der Schalllöcher auf der wetterabgewandten Nordseite war nicht verglast worden, so dass der Kasten dort Platz finden konnte.

In einer gemeinsamen Aktion von unserem Vorsitzenden Artur Bossert, Helmut Leopold, dem Schreiner unseres Vereines sowie Walter Burchhardt wurde nun der neue Nistkasten fachgerecht in das Schallloch eingepasst. Er bietet einen gut geschützten, ausreichend großen Brutplatz für diese Falkenart, die sich wie keine andere an menschliche Siedlungen angepasst hat. Nischen und Öffnungen in Türmen und hohen Gebäudewänden sind Ersatz für steile Felswände in der freien Natur, Kleinsäuger als Nahrung – überwiegend Mäuse – finden sich reichlich in Gärten und der nahen Feldlage, wo man den Vogel oft im Rüttelflug beobachten kann. Hat er eine Maus erspäht, stürzt er sich blitzschnell nach unten und ergreift sie. So wird der kleine schiefergraue Falke als einer der besten natürlichen Schädlingsbekämpfer seit langem von den Menschen geschätzt.

Auf Wettersbacher Gemarkung brüten übrigens jedes Jahr mehrere Paare, z.B. am Pfeilerhof oder am Hatzengraben. Gerne bezieht er alte Krähennester auf hohen Bäumen. Viele Brut­stätten in Kirchen sind allerdings verloren­ge­gang­en, da die Türme wegen der Tauben zunehmend vergittert oder anderweitig ver­schlos­sen wurden. Um dem Vogel bei der Quartiersuche zu helfen, hat der NABU seit vielen Jahren in Absprache mit den Kir­chen­gemeinden über 30 Nistkästen eingebaut.

 

Die katholische Kirchen­gemeinde und wir hoffen nun, dass das neue Heim bald wieder von den Falken besiedelt wird.


3. Exkursion zur Wagbachniederung am 4. Mai 2014

Auch in diesem Jahr stand die beliebte Exkursion zur Wagbachniederung an. Zur Überraschung der Teilnehmer konnten Gerd Schön und Klaus Lechner schon vor dem eigentlichen Gelände einige Besonderheiten bieten. Auf einem Acker gab es eine große Wasserpfütze, die etliche Limikolen angelockt hatte. So konnten Grünschenkel, Flussregenpfeifer, Kiebitze und Bruchwasserläufer aus relativ geringer Entfernung beobachtet werden. Für viele Besucher waren dies absolute Neuigkeiten.

Die Nachtigallen und Mönchs­gras­mücken ließen aus den Gebüschen ihre schönen Stimmen erklingen. Die weniger harmonisch klingenden, aber nicht minder beeindruckenden Teich­rohr­sänger waren in großer Zahl aus dem Schilf zu vernehmen.

Der Baumfalke, der mehrmals über die Gruppe hinweg schoss, war natürlich ein weiteres Highlight! Die Rohrweihen zeig­ten ihre Flugkünste weitaus bedächtiger und erheblich länger. Von deren Flug­künsten kann man nie genug sehen.

Die Purpurreiher, für die die Wagbachniederung ja bundesweit berühmt ist, hatten schon fast komplett ihre Nester bezogen und waren somit nur noch vereinzelt zu sehen. Ganz so offen wie im Jahr zuvor präsentierten sie sich in diesem Jahr allerdings nicht. Die Nester waren überwiegend wieder mehr versteckt.

Zum Abschluss kam dann doch noch der erhoffte Höhepunkt: ein Blaukehlchen sang ausdauernd in nächster Nähe und konnte somit von den allermeisten Teilnehmern zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen werden. Es präsentierte seine blaue Brust mit dem weißen Stern.

 

Eine sehr gelungene Veranstaltung bei schönem Wetter! Bis zum nächsten Jahr....


4. Stunde der Gartenvögel 2014

Trotz des unsicheren Wetters hatte sich am 11.05. eine Gruppe von Vogelfreunden am angekündigten Treffpunkt in Durlach eingefunden – und ihr Optimismus trog nicht: es war zwar wolkig und windig, aber auf der 2stündigen Tour durch die Gärten entlang der Stadtbahngleise und zwischen den Bauwerken der Umgehungsstraßen konnten zahlreiche Vogelarten verhört und beobachtet werden.

Artur Bossert, unterstützt von Wolfgang Seeger und Albert Kraft erläuterte, wie die Zählungen durchzuführen sind und gaben Hinweise und Erklärungen zu den wichtigsten Arten. Vieles was aus der heimischen Vogelwelt nicht allgemein bekannt ist konnte so der wissbegierigen und aufmerksamen Schar vermittelt werden, z.B. dass der Star, der im Schwarm beobachtet werden konnte, in zwei Stimmlagen singen kann. Auch manche Arten wie die Dorngrasmücke, die recht zahlreich an den Bahndämmen zu hören war, sahen und hörten manche Teilnehmer zum ersten Mal.

 

Obwohl wegen des teilweise heftigen Windes so manche Vogelstimme erst nach aufmerksamem Hinhören zu vernehmen war, war die Ausbeute des Vormittags mit immerhin 27 Arten zufriedenstellend, denn außer den Gartenvogel-Highlights wie Gartenrotschwanz und Gartengrasmücke konnte auch ein Weißstorch und mehrere Greifvogelarten beobachtet werden: Turmfalke, Rot- und Schwarzmilan und auch der Mäusebussard. Sogar ein einzelner Kormoran überflog die Gruppe – eine Art, die hier niemand erwartet hatte.

Ausgestattet mit Informationsmaterial und Zählbögen konnten gegen Mittag die Teilnehmer – zum Glück ohne nass zu werden – nach Hause zurückkehren, um im eigenen Garten mit dem Zählen zu beginnen.

 


5. Saalbachniederung - Wanderung am 1. Juni 2014

Franz Debatin hat ca. 20 Teilnehmer der Exkursion durch die Saalbachniederung geführt. Sie ist inzwischen wieder ein geschlossenes Wiesengebiet von nahezu 300 Hektar Größe. Diese Rückverwandlung von Ackerflächen in Wiesen ist eines der größten Naturschutzprojekte im Landkreis Karlsruhe; es wurde von Franz Debatin 1986 begonnen. Eine ausführliche Beschreibung des Projekts findet sich auf den Webseiten des NABU Hambrücken.

Die Teilnehmer haben auf diesen Feuchtwiesen 37 verschiedene Vogelarten entdeckt. Das Highlight waren drei zum Teil singende Grauammern - hier ist das letzte Vorkommen dieser Art in Nordbaden. Für die meisen waren aber die vielen Weißstörche das Interessanteste. In einem besetztes Nest konnte man drei schon große Jungen sehr gut sehen, an einer anderer Stelle konnte man 13 Störche auf einer frisch gemähten Wiese beobachten.


6. "Kirchenasyl" für verwaistes Turmfalkenküken

Glück im Unglück hatte ein Turmfalkenküken, das zusammen mit einem seiner Geschwister in Karlsruhe von einer Krähe aus dem Horst geraubt und weggetragen wurde. Während ein Küken den Beutezug nicht überlebte, fiel das andere aus den Fängen des Räubers auf den Boden und wurde dort verletzt geborgen. Ein Karlsruher Falkner, der mit der AGW (Aktionsgemeinschaft Wanderfalkenschutz) zusammen arbeitet, leistete Erstversorgung und päppelte das Junge erstmal so weit auf, dass es dem NABU-Vorsitzenden Artur Bossert übergeben werden konnte, der in den Bergdörfern mehrere Brutplätze der Schleiereule und des Turmfalken betreut.

 

Nach Absprache mit Roland Link wurde entschieden, das Küken in der evangelischen Kirche in Grünwettersbach unterzubringen, wo im Dachstuhl in einem Nistkasten ein Turmfalkenpaar zur Zeit 6 Junge großzieht. Diese sind zwar etwas älter, doch sie akzeptierten das Findelkind sofort und nahmen es in ihre Mitte. Auch die Elterntiere haben nichts gegen den unerwarteten Familienzuwachs, so dass sie jetzt fleißig auf Mäusejagd gehen um alle jungen Falken satt zu bekommen. Die Naturschützer hoffen nun dass das Waisenkind schnell wächst und auch - nachdem wie zu erwarten ist die älteren Stiefgeschwister etwas früher ausfliegen werden - so lange weiter gefüttert wird bis es ebenfalls den Sprung in den freien Luftraum antreten kann.

Natürlich wird das Experiment, das in ähnlicher Form schon im letzten Jahr in der Stephanskirche in Karlsruhe mit Erfolg praktiziert wurde, von den Falkenbetreuern genau überwacht. Der Vorteil der Methode gegenüber einer Aufzucht in einer Voliere ist, dass der junge Falke nicht auf Menschen geprägt ist und somit nicht erst aufwendig ausgewildert werden muss. Er wird also von den Stiefeltern lernen wie er seine Beute fangen und somit überleben kann.

 

Die derzeit regenarme Wetterlage mit einem entsprechend guten Nahrungsangebot an Beutetieren hat in unserem Ort bei den Turmfalken zu einem guten Bruterfolg beigetragen. Neben den 6 Jungen in der evangelischen Kirche (eine ungewöhnlich große Brut) wurde auch der neu installierte Nistkasten in der katholischen Kirche sofort angenommen. Hier wurden zwei Junge erbrütet, die fast flügge sind. Auf dem Pfeilerhof sind in diesem Jahr ebenfalls Turmfalken in den Schleiereulenkasten in der Scheune eingezogen; von den 4 Jungen sind bis auf eines schon alle ausgeflogen. Ebenfalls auf dem Pfeilerhof in etwa 50 m Entfernung von diesem Brutplatz haben Roland Link und Artur Bossert im letzten Jahr einen weiteren Turmfalkenkasten installiert, nachdem dort im Schuppen auf einem Heuballen ein Gelege mit 5 Jungen ausgebrütet worden war. Dieser Kasten wurde ebenfalls angenommen und 6 Eier gelegt, von denen 5 ausgebrütet wurden. Die Jungen sind noch klein, wachsen aber schnell und werden voraussichtlich Ende Juli ihre ersten Ausflüge unternehmen.

 

Weitere Vorkommen des Turmfalken gibt es in der Umgebung von Wettersbach. Die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren Streuobstwiesen, Heckenzügen und Feldgehölzen ist das ideale Brut- und Nahrungsrevier für diesen kleinen Falken, der zu den eifrigsten Mäusevertilgern gehört. Auf einem Spaziergang durch die Feldflur ist der Turmfalke jetzt oft bei seinen eleganten Flügen oder beim "Rütteln" in der Luft zu beobachten, um sich dann blitzschnell auf seine Beute zu stürzen und sie davon zu tragen. 


7. Hafenfest 2014 ohne Feuerwerk

Der Schutz seltener Uhus geht vor

Für die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) und den NABU Karlsruhe war es eine kleine Sensation: Im Karlsruher Rheinhafen brüteten Uhus!

 

Der Brutplatz befand sich in einer Lagerhalle, in der tagsüber Menschen arbeiten und der Güterumschlag mit großen Kränen und anderem schwerem Gerät wie üblich abgewickelt wurde. In der Halle ist tagsüber ein erheblicher Lärmpegel. Das alles störte die Uhus nicht – sie hatten lange vor der Eiablage Zeit, sich an das Treiben zu gewöhnen. Mittlerweile sind die jungen Uhus fast flügge. Sie klettern auf den Streben eines Laufkrans aus der Lagerhalle heraus und setzen sich unter dem Dachvorsprung auf eine kleine Plattform, wo sie von den Alttieren gefüttert werden.

 

Das alljährlich stattfindende Hafen-Kultur-Fest Ende Juni im Karlsruhe löste bei den Naturschützern jedoch kurzfristig Alarm aus: Als Höhepunkt des Hafenfestes sollte – wie bereits auch in den Vorjahren – ein großes Feuerwerk abgebrannt werden, was den vielen Besuchern auch sicherlich gut gefallen hätte. Die Veranstalter wurden auf die Problematik aufmerksam gemacht, was diese jedoch als vernachlässigenswert eingeschätzt hatten. Sie gingen von einer direkten Bedrohung durch das Feuerwerk aus. Darum geht es aber nicht in dieser Frage. Mit Sicherheit wären die jungen Uhus in Panik geraten bei diesem mehrere Minuten dauernden Spektakel. Die zu erwartenden Folgen bei einem Absturz aus vielen Metern Höhe kann sich allerdings jeder vorstellen! Durch verschiedenen Interventionen auch auf der politischen Schiene ist es gelungen, die Verantwortlichen zu überzeugen: Das Feuerwerk wurde durch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup abgesagt. Herzlichen Dank!


8. Auszeichnung „Lebensraum Kirchturm“ für die ev. Kirche Grünwettersbach

Im Rahmen des jährlichen Grillfestes des Freundeskreises der evangelischen Kirchengemeinde konnte der Vorsitzende des NABU Karlsruhe Artur Bossert am 15. August eine besondere Auszeichnung überreichen. Als Dank und Anerkennung für besonders Engagement im Natur- und Artenschutz erhielt stellvertretend Kirchengemeinderat Ralph Kloes die Urkunde „Lebensraum Kirchturm“, die der Naturschutzbund Deutschland zusammen mit dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen vergibt. Roland Link erhielt eine entsprechende Plakette, die an der Tür zum mittelalterlichen Glockenturm angebracht werden soll.

 

Ein fast flügger Jungvogel
Ein fast flügger Jungvogel

Wie im Juni berichtet, konnte ein verwaistes Turmfalkenküken zu den 5 Jungen gesetzt werden, die im Giebel der Kirche zu der Zeit von einem Falkenpaar aufgezogen wurden. Der Versuch war erfolgreich - alle haben inzwischen das Nest verlassen, wurden von den Altvögeln noch einige Zeit außerhalb gefüttert und sind nun selbständig. Roland Link und Artur Bossert haben das Experiment begleitet und sind natürlich froh dass alles geklappt hat, obwohl das „Adoptivkind“ etwa eine Woche jünger war als seine Stiefgeschwister. Diese haben ebenso wie die Elternvögel den Neuzugang aber problemlos akzeptiert, er wurde fleißig gefüttert und so wurden alle Jungen kürzlich flügge.

In einem Bildervortrag erläuterte Artur Bossert den beeindruckten Zuhörern im Gemeindesaal das Geschehen und konnte viele Fragen zur Brutbiologie und Lebensweise dieser eleganten Vögel beantworten. Der Brutkasten war Anfang der 1980er Jahre fachgerecht installiert worden und seither haben ihn im Wesentlichen Schleiereulen genutzt. Seit 3 Jahren ist er aber von Turmfalken bewohnt, die wohl den freien Anflug auf den Giebel sowie die geschützte Lage besonders schätzen.


Außerdem suchen Fledermäuse den Giebelraum über einen kleinen Einflug im Turm auf, verbleiben aber nur im Sommer dort, da sie wohl in Höhlen überwintern.


Insbesondere Roland Link ist es zu verdanken, dass der „Lebensraum Kirchturm“ fachmännisch betreut, überwacht, der Bruterfolg dokumentiert und der Kasten auch regelmäßig gereinigt wird. Als Symbol der Anerkennung für dieses jahrzehntelange Engagement sind deshalb Urkunde und Plakette mehr als verdient.


9. Neues Uhuvorkommen im Karlsruher Hafen

Bericht von Friedemann Scholler, Peter Havelka und Artur Bossert

Seit Dezember 2013 wurden im Bereich der Mülldeponie West regelmäßig Beobachtungen von zunächst einem, dann zwei Uhus gemacht. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Paar, was am Größenunterschied deutlich erkennbar war. Die Vögel hielten sich auf dem Gelände der Mülldeponie, meist oberhalb der Solarpaneele auf um zu jagen. Sie flogen auch in die nähere Umgebung, wobei sie vorzugsweise auf dem Förderturm der Südwest Asphalt GmbH & Co. KG standen.

Nach dem 19.01.2014 konnten keine Beobachtungen mehr am Energieberg (Alte Müllkippe) gemacht werden. Ab Februar gab es aber recht unbestimmte Hinweise durch Anlieger im Hafen, insbesondere vom Südbeckenbereich. Konkretisiert wurden die Hinweise durch das Verhören der Uhus. Die Rufe des Männchens konnten am 23.02. aus der Lagerhalle vernommen werden.

Am 27.02. wurde während der Nachsuche das Gelege auf einem Querträger der Dachkonstruktion gefunden. Ab April lagen dann zwei Junge im Alter von 10 – 14 Tagen im Horst. Bei der guten Ernährungslage entwickelten sich beide Jungvögel prächtig und konnten am 22. April mit den Ringen der Vogelwarte Radolfzell gekennzeichnet werden.

Die Ästlingsphase verbrachten die Jungen zunächst auf dem Koksberg in der Halle und sie wanderten dann sukzessive weiter auf den Boden der Halle. Eine Störung durch die alltäglichen Arbeitsabläufe (Belademaßnahmen durch Kran, Radlader und LKW) konnte nicht festgestellt werden. Mit fortschreitendem Alter begaben sich die Jungvögel in die höher liegenden Bereiche der Halle, wo sie sich bevorzugt auf dem Metallgestänge sowie den Trägern aufhielten. Am 18. Juni wurden sie erstmals auch tagsüber im Außenbereich festgestellt. Der Familienverband hielt mindestens bis zum 12.8. zusammen.

Angefügt werden soll noch die Nachricht, dass während der Brutzeit im Hafen ein großes Feuerwerk geplant war. Erst durch massive Proteste durch die Autoren konnte dies verhindert werden. Auch an dieser Stelle sei dem Karlsruher Bürgermeisteramt herzlich dafür gedankt, dass diese massive Störung verhindert werden konnte (vgl. früheren Bericht).


10. Birdwatch

Am 5. Oktober fand wiederum das bundesweite Birdwatch des NABU statt. In Karlsruhe traf sich ein äußerst interessierte Gruppe von etwa 25 Personen aus allen Altersklassen. Die Leitung hatten Gerd Schön und Klaus Lechner übernommen.

 

 

Bei wunderschönem Wetter machte es natürlich großen Spaß die Vögel, die sich vielleicht auch schon auf dem Weg ins Winterquartier befanden, im Schlosspark zu suchen. Dieses Wetter hatte natürlich auch eine Menge anderer Besucher in den Park gelockt, weshalb wahrscheinlich ein paar weniger Vögel als erhofft zu sehen waren.

 

Dennoch, die "Ausbeute" war sehrt erfreulich. Wann sieht man in Karlsruhe schon mal einen Mittelspecht, eine Hohltaube, ein Sommergoldhähnchen? Daneben natürlich noch eine große Anzahl der bekannteren einheimischen Vögel.


11. Exkursion auf den Michaelsberg

Der NABU hatte zum 12. Oktober zu einer Exkursion auf den Michaelsberg bei Untergrombach eingeladen. Über 30 Personen nutzten dieses Angebot. Die beiden Leiter Wolfgang Beck und Klaus Lechner konnten den Teilnehmern viel Interessantes erzählen und zeigen. Hier waren viele Neuigkeiten dabei, obwohl doch die meisten Teilnehmer schon des Öfteren auf diesem sehr markanten Berg am Rande des Kraichgaus gewesen sind.


Treffpunkt war der Bahnhof. Der Weg führte durch das Dorf, vorbei am Denkmal eines sehr bekannten Untergrombachers: dem Bauernführer Joos Fritz. Die Gruppe wählte den Weg über die Treppen den Westhang hinauf. Hier konnte sehr schön erlebt werden, dass der Michaelsberg einer der steilsten Berge des Kraichgaus ist.

Auf dem Plateau angekommen hatte man eine schöne Aussicht über die Oberrheinebene. Die "Partnerberge" der Pfalz und des Elsaß waren gut zu sehen, wodurch auch die Entstehung des Oberrheingrabens gut erklärt werden konnte. Hier oben waren nun die Botaniker an der Reihe, Wolfgang Beck zeigte etliche Besonderheiten dieses Gebietes. Im Frühjahr sind selbstverständlich noch mehr blühende Blumen zu sehen.

 

Der weitere Weg führte um die ehemalige Steinzeitsiedlung. Diese Ansiedlung vor rund 5000 Jahren war erheblich größer, als sich dies viele Teilnehmer vorstellen konnten. Spannend natürlich die einzige Quelle auf dem Berg, die das Überleben bis in die Neuzeit sicherte. Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde eine Wasserleitung auf den Berg verlegt.

Zum Abschluss ging es noch zum Südhang des Michaelsberges, wo Klaus Lechner über die ornithologischen Besonderheiten berichten konnte. Als Schmankerl konnten noch Tausende Ringeltauben beobachtet werden, die in großen Gruppen auf dem Zug zum Winterquartier waren.

 

Nach der Wanderung traf man sich noch in der Gaststätte auf dem Michaelsberg um sich über das gerade Erlebte auszutauschen.


12. Neuer Eulenkasten für die Ev. Kirche Leopoldshafen

Aus den Reihen des Pfarrgemeinderates der Ev. Kirche in Leopoldshafen kam im Sommer beim NABU die Anfrage bezüglich der Installation eines Nistkastens für Eulen oder Falken an. In Zusammenarbeit mit der Albschule in Karlsruhe konnte die Anfrage schnell realisiert werden. 


Die Schüler bauten in ihrem Unterricht einen maßgenauen Kasten, den sie am 1. Dezember 2014 persönlich anliefern konnten. Hierbei war natürlich auch die spannende Frage, wo kommt der Kasten hin? Es war dann schon eine kleine Mutprobe die steilen Treppen in den Glockenturm hochzusteigen. Aber dies wird ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Die Schüler machen sich mittlerweile schon an den Bau des nächsten Nistkastens, denn Interesse hierfür gibt es genug.

Das Bild zeigt die Beteiligten von Schule und Kirche, sowie dem NABU.
Das Bild zeigt die Beteiligten von Schule und Kirche, sowie dem NABU.

 

Herzlichen Dank an die Evangelische Kirche Leopoldshafen und vor allem an die Schüler der Albschule Karlsruhe!

 

Jetzt warten alle nur noch darauf, dass Schleiereulen in der Nähe vorbeifliegen, die einen geeigneten Nistplatz suchen.