Die Gartenstadt eG baut Reihenhäuser für Mehlschwalben

Aufwendiges Kooperationsprojekt zwischen der Wohnungsbaugesellschaft und dem NABU

Ein spektakuläres Schauspiel bot sich am letzten Dienstag den Anwohnern der Gartenstadtsiedlung in Grünwinkel. Nahe der Alb an der Eckener Straße hob ein Kran das Dach eines Schwalbenhauses von einem LKW in einen Garten und setzte es auf die Spitze einer über 4 Meter hohen Rundstahlstütze, wo es von Mitarbeitern des Werkhofes der Gartenstad fachgerecht befestigt und mit weiteren künstlichen Schwalbennestern versehen wurde. Zahlreiche Zuschauer, darunter Bürgermeisterin Bettina Lisbach, Gartenstadt – Vorstand Ralf Neudeck, der Chef der Zimmerei Philipp Brand sowie NABU - Vorsitzender Artur Bossert verfolgten das Geschehen mit großem Interesse.

 

Mit der Errichtung des Schwalbenhauses verwirk-lichten die Gartenstadt und der NABU ein weiteres besonders anspruchsvolles Kooperationsprojekt im Rahmen ihrer Artenschutzmaßnahmen. Während die Wohnungsbaugesellschaft in den letzten Jahren nicht nur viele Ideen zum Naturschutz im Siedlungsbereich einbrachte und zugleich für die praktische Umset-zung der Maßnahmen sorgte, steuerte der NABU Karlsruhe mit seinem großen Erfahrungsschatz im Natur- und Artenschutz seinen Teil bei, indem er die Gartenstadt bei Planung, Konstruktion, Auswahl der Örtlichkeiten und der Platzierung vor Ort beriet. Meist ging es dabei um Nistkästen für höhlenbrütende Vogelarten am Haus und im Garten wie Haussperling, Mauersegler oder Meisen, aber auch um Sommerquartiere für Fledermäuse. Außerdem wurden vom NABU mehrere Insektenhäuser entworfen, fachgerecht durch den Werkhof der Gartenstadt gebaut und an geeigneten Stellen aufgestellt. Die Genossenschaft legte zudem Wildblumenwiesen an, die den Vögeln und Insekten die notwendige Nahrung bieten.

 

 

Mehrschwalbenhaus Neureut, Foto: Rüdiger Grau
Mehrschwalbenhaus Neureut, Foto: Rüdiger Grau

Insbesondere Mehlschwalben, die früher an zahlreichen Hauswänden unter dem Dach-vorsprung ihre Nester bauen und ihre Jungen aufziehen konnten, sind in den letzten Jahren in der Stadt sehr selten geworden. Grund dafür ist in erster Linie der dramatische Rückgang der Insekten, die den Tieren als Nahrung dienen, aber auch der Sauberkeitswahn vieler Hausbesitzer, die keine Schwalbennester an ihrem Haus dulden und die Nester – verbotenerweise – entfernen. Deshalb errichtete der NABU vor einigen Jahren mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung in Neureut ein Schwalbenhaus, das schnell von den Vögeln angenommen wurde und mittlerweile zahlreiche erfolgreiche Bruten aufzuweisen hat.

In Anlehnung an das Neureuter Modell wurde die aufwendige Konstruktion des Schwalbenhauses, „ehrenamtlich“ über den Winter durch die Zimmerei-Brand in Malsch-Völkersbach hergestellt. An der Stütze wird eine solar betriebene Klangattrappe angebracht, welche die Rufe der Mehlschwalben erzeugt und so die Tiere anlocken soll. Um für die zukünftigen „Mieter“ die notwendige Nahrung zu sichern, legte die Gartenstadt eG außerdem in der Nähe eine Blühwiese an. Auch die nahe vorbeifließende Alb bietet ein reiches Insekten-vorkommen, sodass hoffentlich bald die ersten Mehlschwalben einziehen werden.

 

Text: Artur Bossert